Der öffentliche Raum für den Verkehr ist begrenzt. Dieser Raum wird jedoch von immer mehr Menschen in unserer Region genutzt. Zugleich werden viele Autos immer größer. Diese Fakten fordern uns bereits heraus, über den Verkehr und die Mobilität allgemein neu nachzudenken.
Im Jahr 2021 können wir darauf nicht mit Lösungen aus den 1960er Jahren antworten, als das eigene Auto noch als das Symbol des Fortschrittes angesehen wurde. Heute gilt es darüber hinaus, den weltweiten Klimawandel aufzuhalten. „Global denken, lokal handeln“ heißt, sich überall auf der Erde verantwortlich zu fühlen und die jeweils zur Verfügung stehenden Mittel auch zu nutzen, um unseren Planeten zukunftsfähig zu gestalten.
Für Mühltal heißt das konkret, dass wir uns für verstärkte Möglichkeiten einsetzen, eigene Füße, Fahrrad, Bus und Bahn nutzen zu können.
Das Fahrrad ist inzwischen wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Typische Defizite wie geringe Transportkapazitäten und Schwierigkeiten bei Bergfahrten werden durch neue Modelle wie Lasten- und Elektrofahrräder minimiert, von denen viele übrigens in Mühltal hergestellt werden. Darauf muss die Politik nun aber auch reagieren und muss die erforderliche Infrastruktur bereitstellen.
Wir haben uns beispielsweise bereits mehrfach für den Bau von Radwegen nach Nieder-Beerbach und Frankenhausen eingesetzt. Das hat die Mehrheit aus CDU, SPD, Grünen, „Die Mühltaler“ und FDP leider immer abgelehnt. Unser Antrag, die Einrichtung von Fahrradstraßen zu prüfen, wurde zwar angenommen. Allerdings gibt es bisher noch keine Ergebnisse. Dabei setzen wir uns aber auch dafür ein, dass etwa kleinere Ärgernisse wie die teilweise schlechte Befestigung des Traisaer Hohlweges und die dortige Radfahrbarriere entschärft werden. Das Radfahren soll nicht behindert, sondern gefördert werden.
Die Nutzung des Bussystemes muss unserer Auffassung nach ebenfalls noch attraktiver werden. Dabei geht es nicht nur um die Verbindungen der drei Ortsteile Nieder-Ramstadt, Traisa und Trautheim nach Darmstadt an das Böllenfalltor, die heute schon überwiegend zufriedenstellend sind. Es geht auch um die Vernetzung von Zielen in Mühltal selbst und dabei auch an den Bahnhof. Hier treten wir für eine direkte Anfahrt des Busses mit einer Wendeschleife ein. Auch das wurde leider bislang mehrheitlich abgelehnt, obwohl selbst die Nahverkehrsorganisation Dadina dorthin eine Buslinie führen möchte. Der Bus als ernst zu nehmendes Verkehrsmittel hat nur dann echte Chancen, wenn sich die möglichen Nutzer auch darauf verlassen können. Erst wenn der Bus etwa Ziele wie den Bahnhof direkt ansteuert und auch außerhalb der Kernzeiten verlässlich fährt, wird er zur echten Alternative zum eigenen Auto. Kurzstreckentickets sollen die Busfahrt innerhalb unserer Gemeinde attraktiver machen.
Auch die Bahn kann ein ideales Alternativangebot zum Auto sein. Die Odenwaldbahn ist bereits eine hervorragende Möglichkeit, Ziele wie die Firma Merck in Darmstadt und Frankfurt zu erreichen. Sie wird in normalen Zeiten heute schon derart nachgefragt, dass sie oft überfüllt ist und ein Zustieg zu Berufsverkehrszeiten in Mühltal kaum noch möglich ist. Wir setzen uns daher beispielsweise für die Nutzung von Doppelstockwagen ein, die kurzfristig eingesetzt werden können. Auch das Angebot, Fahrräder am Bahnhof sicher in abschließbaren Radboxen zu parken und für Autos dort jederzeit ausreichende Parkmöglichkeiten vorzuhalten, haben wir bereits mehrfach beantragt.
Perspektivisch setzen wir uns dafür ein, die Odenwaldbahn vom Darmstädter Ostbahnhof aus nicht nur weiter an den Nordbahnhof zu führen, sondern zusätzlich als sogenannte Stadt-Land-Bahn mit straßenbahnähnlichen Fahrzeugen auch direkt in die Stadtmitte ans Schloss. Damit gäbe es auch eine direkte Bahnverbindung von Mühltal in Darmstadts Mitte, die in etwa 15 Minuten ohne Umstieg erreicht würde und auch an einem neuen Haltepunkt Waldstraße halten könnte. Die neue Stadt-Land-Bahn und die heutige Regionalbahn könnten gemeinsam einen Halbstundentakt auf der Schiene herstellen.
Im Ergebnis stimmen unseren Forderungen übrigens auch viele Menschen zu, die selbst überwiegend mit privaten Autos unterwegs sind. Denn je mehr alternative Verkehrsmöglichkeiten es gibt und auch genutzt werden, umso mehr werden die Straßen entlastet. Der Berufsverkehr verliert seinen Schrecken, wenn sich mehr Menschen mit Fahrrad, Bus und Bahn bewegen.